Passacaglia für Orchester (1995)

Hommage an Rupert Riedl

Wir verdanken dem österreichischen Denker Rupert Riedl wichtige Einblicke in die Ordnung des Lebendigen und die Zusammenhänge von Evolution und Erkenntnis. Seine Gedanken sind die wichtigste Schule meines Denkens und lassen sich von der inneren Ordnung der biologischen Welt durchaus auf die Gesetzmäßigkeiten des Werdens musikalischer Werke übertragen. Das Zusammenwirken der formbildenden Kräfte zwischen Material und Bauplan, zwischen Energien und Zielen eröffnet uns eine vielversprechende Sichtweise: schöpferische Freiheit und geordnete Klarheit widersprechen einander nicht.

Dem Werk liegt eine auf vielfältige Weise immer wieder in sich selbst zurückkehrende Melodie zugrunde, die - wie das Erbgut eines Organismus - in allem musikalischen Material auf verschiedenste Art hervortritt und dieses erzeugt.

Dieser Organismus aus Farben, Akkorden, Klängen und melodischen Figuren entwickelt sich folgendermaßen: Nach einer dreifachen Einleitung wird ein großes Farbfeld aufgespannt. Dessen Instrumentation ist aus Erkenntnissen über die drei wichtigsten Dimensionen von Klangfarbe (Perkussivität, Helligkeit und spektraler Fluß) entwickelt. Der Hauptteil mündet schließlich in einen Tutti-Abschnitt den ich "Helikopter" nenne (ich denke, man wird hören, wieso.) Und eine ausführliche Coda endet dann in einem "seltsamen Epilog" eines einzelnen Kontrabasses, bis sich dann der ganze Organismus "in Luft auflöst" .