Von Affen und Engeln
Fragmentarische Betrachtungen für Mezzosopran, Violoncello und Klavier (1995).
Aus Texten von Rupert Riedl, Kirk A. Wolford, Mathias Bröckers, Manfred Waffender, Mickey Remann, Jaron Lainer und aus der Heiligen Schrift, bearbeitet und montiert vom Komponisten.
I.
Ich denke und sinne des Nachts, und
mein Geist muß forschen ... sinnen ... suchen ... wissen ...
... wir wissen nicht im geringsten, was gespielt wird - universell gesehen -
wer oder was wir sind, woher und wohin ?
... es zerbricht, was du für wahr hältst und was mir wirklich scheint
...
... der Wirklichkeit entkommen, der eig'nen Schwere entrinnen, Spiel ohne Grenzen,
Stimulation durch Simulation, zur Disposition steht die Realität, nicht
mehr und nicht weniger.
Kommt denn der Affe, der seit fünftausend Jahren Technologie ausspuckt,
um die Trägheit seines Körpers abzulegen, erst zur Ruhe, wenn er sitzenbleiben
kann, und trotzdem mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sein kann ?
...zurück aus der geschaffenen Traumwelt erblickt man Schönheit, physisch,
intensiv ...wie ein Baum...
II.
Wir sägen schneller und schneller
an dem Ast auf dem wir sitzen, ...
... werden uns zu Tode amüsieren ...
... zur Disposition steht die Realität, mehr oder weniger.
Wo geht es hin, was ist geschehen ? Wohin ?
Unsere Welt haben wir gründlich verändert gegenüber der unserer
äffischen Vorfahren, folglich erweisen sich die angeborenen Lehrmeister
unserer Vernunft vielfach als überfragt.
Leben wir in einer selbstgebauten Selbstfütterungsmaschine, in der wir
der Selbstverkochung entgegentreiben ?
III.
So wir die Grenzen unseres Verstandes
erkennen,
so wir die gefährliche Überschätzung dessen, was wir vermögen,
was wir sind, erkennen,
so wir den Zugzwängen zum Machbaren und Naheliegenden zu entkommen lernen,
...
So viele Seelen wohnen in unserer Brust: Säugetiere, Raubaffen, Frühmenschen,
Zivilisation, Kultur und die Hoffnung auf die Seele der Engel ...
So wir die Grenzen unseres Verstandes erkennen, abklären,
... können aus Affen Engel werden ?
Meine Seele ist stille bei Gott, ... wird abwischen alle Tränen ... und
wird keine Nacht mehr sein ...