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 Francis BURT

Charakteristik

 

Nach eingehender Beschäftigung in der Mittelschule mit der klassischen und vor allem der romantischen Musikliteratur hat ein sechzehnmonatiger Aufenthalt 1946/1947 als Armeeoffizier in Nigeria einen sehr befreienden und anregenden Einfluß auf ihn gehabt. Vor allem die Trommelmusik der Ibo-Völker in Südostnigeria hat sein Interesse für die gestisch-tänzerischen,  kinästhetischen Wesensmerkmale der Musik geweckt.

Nicht, daß irgendwelche Elemente der Ibo-Musik in seiner Arbeit zu finden sind, aber fast das ganze frühe Werk ist vom Tänzerischen und Rhythmischen stark geprägt. So könnte man die 1960 an der Württembergischen Staatsoper uraufgeführte Oper Volpone beinahe eine Tanzoper nennen, denn es kommt zwar kein Ballett darin vor, aber sie ist voll von Tanzformen und von Musik, die die Bewegungen der agierenden Sänger gestisch darstellt. Das Ballett Der Golem, 1965 in Hannover uraufgeführt, nimmt dann eine Schlüsselstellung in Burts Entwicklung ein. Angeregt durch den Stoff, der von ekstatischen religiösen Gefühlen durchdrungen ist, wird die Musik zunehmend melodisch und expressiv; die Festigkeit eines strengen Metrums wird geschwächt.

In einem späteren Schlüsselwerk, Unter der blanken Hacke des Monds, treten Klangflächenelemente hervor. Diese, von Anfang an zum Teil polyphon konzipiert, lösen sich in den darauffolgenden Werken wie etwa bei Und GOtt der HErr sprach beinahe zur Gänze in Vielstimmigkeit auf. Das Metrum wird weiter geschwächt, bis in den neuesten Werken der Takt so gut wie jede strukturelle Funktion verliert und das Tempo ständig in Veränderung begriffen ist.

Der Komponist: "Ich schreibe jetzt in einem Stil, der in irgendeiner Weise von elektronischer Musik beeinflußt ist: schwebend, mit nur wenig spürbarem Puls, jedoch mit Klangbändern, -flächen und einer zunehmenden Überlagerung von Linien zu einem polylinearen Gefüge. Dennoch bleibt die Geste Ausgangspunkt für all meine Arbeit. In irgendeiner Bedeutung des Wortes war meine Musik immer tonal. Die letzten Reste der klassischen funktionalen Harmonie, die in Volpone oft ironisch angewendet wurden, haben sich über die Jahre aufgelöst, aber im Sinne von Tonalität als Spannungsphänomen - und nicht nur als Synonym für funktionale tonale Harmonik - sind Spannungszentren beinahe immer spürbar."

 

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